Wenn du von starken mexikanischen Getränken hörst, denkst du wahrscheinlich an Tequila, Mezcal oder vielleicht sogar eine kalte Horchata. Aber es gibt ein Getränk, das in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommt - und das hat nichts mit Alkohol zu tun. Es ist Cannabis-Wein. Ein Getränk, das in einigen Regionen Mexikos seit Jahrzehnten traditionell hergestellt wird, aber erst jetzt in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und ja, es ist tatsächlich das stärkste mexikanische Getränk - nicht wegen des Alkoholgehalts, sondern wegen seines THC-Gehalts.
Was ist Cannabis-Wein?
Cannabis-Wein ist kein Wein im klassischen Sinne. Er wird nicht aus Trauben hergestellt, sondern aus Cannabisblüten, die in Wein oder Zuckerwasser eingeweicht werden. Die Pflanze wird dann über Tage oder Wochen gezogen, sodass die Cannabinoiden - vor allem THC - in die Flüssigkeit übergehen. Das Ergebnis ist ein leicht süßliches, erdiges Getränk mit einer starken, langanhaltenden Wirkung. In einigen ländlichen Gebieten Mexikos, besonders in den Bundesstaaten Oaxaca, Michoacán und Guerrero, wird es seit Generationen als Heilmittel, Ritualgetränk oder Feiergetränk konsumiert.
Der Name „Wein“ kommt daher, dass es oft in Weinflaschen abgefüllt wird und ähnlich wie Wein langsam getrunken wird. Aber der Alkoholgehalt ist minimal oder gar nicht vorhanden. Die Stärke kommt von THC - manche Versionen enthalten bis zu 20 mg THC pro 100 ml. Zum Vergleich: Ein typischer Cannabis-Edible in Deutschland enthält meist 10 mg THC pro Portion. Das bedeutet: Ein kleiner Schluck Cannabis-Wein kann genauso stark wirken wie ein ganzer Gummibärchen.
Wie wird Cannabis-Wein hergestellt?
Die traditionelle Methode ist einfach, aber zeitaufwendig. Zuerst werden getrocknete Cannabisblüten - oft aus lokalen Sorten wie Mexican Sativa - grob zerkleinert. Dann werden sie in einem großen Topf mit Wein, Zucker und manchmal Zitronenschale oder Zimt vermengt. Die Mischung wird über mehrere Tage bei Raumtemperatur ziehen gelassen, gelegentlich gerührt. Einige Familien verwenden sogar alte Holzfässer, um den Geschmack zu verfeinern.
Wichtig: Die Cannabisblüten werden nicht gekocht. Hitze zerstört THC und macht es unwirksam. Stattdessen wird die Extraktion durch langsame Einwirkung erreicht - ähnlich wie bei Tee oder Tinkturen. Nach 5 bis 14 Tagen wird die Flüssigkeit abgegossen, durch ein Tuch oder Filterpapier gesiebt und in Flaschen abgefüllt. Manche Hersteller fügen noch eine kleine Menge Honig oder Agavendicksaft hinzu, um den bitteren Nachgeschmack abzumildern.
Heute gibt es auch moderne Versionen mit CO2-Extraktion oder alkoholfreier Basis, aber die traditionelle Methode bleibt die beliebteste - besonders in ländlichen Gemeinden, wo das Getränk Teil der Kultur ist.
Warum ist es das stärkste Getränk Mexikos?
Tequila kann bis zu 40 % Alkohol enthalten - das ist stark. Aber Alkohol wirkt schnell und vergeht schnell. Cannabis-Wein wirkt anders. Die Wirkung setzt erst nach 30 bis 90 Minuten ein, erreicht ihren Höhepunkt nach 2 bis 3 Stunden und kann bis zu 8 Stunden anhalten. Das macht es nicht nur stärker, sondern auch viel schwerer einzuschätzen.
Einige Nutzer berichten, dass ein einziger Schluck Cannabis-Wein sie für den Rest des Tages entspannt oder sogar leicht hallucinieren lässt - besonders wenn sie nicht an Cannabiskonsum gewöhnt sind. In Gegenden, wo es traditionell konsumiert wird, wissen die Leute genau, wie viel sie trinken dürfen. Aber Touristen, die es als „einfaches Getränk“ probieren, landen oft im Krankenhaus - nicht wegen Giftigkeit, sondern weil sie die Wirkung unterschätzen.
Im Vergleich zu anderen mexikanischen Getränken ist Cannabis-Wein einzigartig: Er kombiniert die Rituale der indigenen Kulturen mit der Wirkung von Cannabis. Er ist nicht für Partys gedacht - sondern für Meditation, Heilrituale oder ruhige Abende mit Familie.
Rechtlicher Status in Mexiko und weltweit
Seit 2021 ist der private Konsum von Cannabis in Mexiko legal - aber nur in begrenzten Mengen. Die Herstellung und der Verkauf von Cannabis-Wein sind jedoch rechtlich grau. Es gibt keine klaren Gesetze, die speziell dieses Getränk regeln. Viele Produzenten arbeiten im informellen Sektor, oft ohne Zulassung oder Kontrolle. Das macht es riskant: Kein Label, keine Dosierung, kein Haltbarkeitsdatum.
In Deutschland und der EU ist Cannabis-Wein strikt verboten - selbst wenn es alkoholfrei ist. THC ist ein kontrollierter Stoff, und jeder Alkoholersatz mit THC fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Du kannst es nicht legal importieren, kaufen oder in Deutschland konsumieren - egal wie „traditionell“ es ist.
Das macht Cannabis-Wein zu einem Getränk, das nur in bestimmten Regionen Mexikos wirklich existiert - und nur dort, wo die Kultur es akzeptiert. In Städten wie Mexiko-Stadt oder Cancún ist es selten zu finden. In ländlichen Gemeinden hingegen wird es oft in Haus- oder Familienproduktion hergestellt und weitergegeben wie ein Familienrezept.
Wie schmeckt Cannabis-Wein?
Der Geschmack ist schwer zu beschreiben - er erinnert an dunklen, süßen Wein mit einer leichten Erde- und Kräuternote. Manche sagen, es schmeckt wie ein Mix aus rotem Wein, getrockneten Kräutern und Honig. Der Nachgeschmack ist lang und leicht bitter, aber nicht unangenehm. Die Wirkung macht den Geschmack oft zur Nebensache: Viele trinken es nicht wegen des Geschmacks, sondern wegen der Erfahrung.
Wenn du es probierst - und du bist in Mexiko - dann beginne mit einem kleinen Schluck. Nicht wie bei Bier oder Tequila. Ein Esslöffel reicht. Warte mindestens 90 Minuten, bevor du mehr nimmst. Die meisten Menschen, die zu viel trinken, beschweren sich nicht über Übelkeit - sondern über Verwirrung, starke Entspannung oder sogar leichte Angstzustände. Es ist nicht giftig, aber es ist intensiv.
Wer trinkt Cannabis-Wein?
Es ist kein Jugendgetränk. In Mexiko trinken es hauptsächlich Erwachsene über 40 - oft Frauen und Männer, die es von ihren Großeltern gelernt haben. Es wird bei Geburten, Beerdigungen oder bei der Ernte getrunken. Manche verwenden es als Schlafmittel, andere als Schmerzmittel bei Arthritis oder Migräne. In einigen Gemeinden wird es sogar als Teil der spirituellen Praxis genutzt - ähnlich wie Ayahuasca, aber viel sanfter.
Es gibt keine Clubs, wo man Cannabis-Wein bestellt. Es gibt keine Werbung. Es wird nicht in Supermärkten verkauft. Es ist ein Getränk, das von Hand weitergegeben wird - von Familie zu Familie, von Dorf zu Dorf. Das macht es nicht nur stark - sondern auch selten und wertvoll.
Was ist der Unterschied zu CBD-Wein?
Viele Leute verwechseln Cannabis-Wein mit CBD-Wein. Das ist ein großer Fehler. CBD-Wein enthält Cannabidiol - einen nicht-psychoaktiven Stoff, der beruhigt, aber nicht high macht. Cannabis-Wein enthält THC - den Stoff, der high macht. CBD-Wein gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz legal zu kaufen. Cannabis-Wein mit THC nicht.
Wenn du in einem Online-Shop ein „Cannabis-Wein“-Produkt siehst, das aus Europa kommt und „nicht psychoaktiv“ sagt - dann ist es CBD. Echter Cannabis-Wein mit THC kommt nur aus Mexiko, und nur in sehr begrenzten Mengen.
Was passiert, wenn du es trinkst?
Die Wirkung ist nicht wie bei Alkohol. Du wirst nicht laut, nicht tanzend, nicht aggressiv. Du wirst ruhig. Sehr ruhig. Deine Gedanken verlangsamen sich. Farben wirken lebendiger. Musik klingt tiefer. Manche spüren ein leichtes Schweregefühl in den Gliedern - wie nach einem langen Tag in der Sonne.
Bei höheren Dosen kann es zu Zeitverzerrung kommen. Du fühlst dich, als wäre eine Stunde eine halbe Ewigkeit. Das ist normal - aber auch unangenehm, wenn du nicht darauf vorbereitet bist. Deshalb ist es so wichtig, mit wenig zu beginnen. Und niemals allein zu trinken - besonders wenn du neu dabei bist.
Kann man Cannabis-Wein selbst machen?
In Deutschland ist das illegal. Selbst wenn du Cannabisblüten hast, die du legal besitzt - sie dürfen nicht in Getränke verarbeitet werden. Das gilt auch für CBD-Öl: Es darf nicht in alkoholfreie Getränke gemischt werden, wenn es THC enthält.
Wenn du in Mexiko bist und es probieren willst - tu es nur, wenn du dich in einer vertrauenswürdigen Umgebung befindest. Frag nach der Herkunft. Frag, wie viel THC drin ist. Und wenn dir jemand sagt „es ist ganz mild“ - glaube es nicht. In der traditionellen Herstellung gibt es keine Messgeräte. Nur Erfahrung.
Die Zukunft von Cannabis-Wein
Einige mexikanische Unternehmen versuchen, Cannabis-Wein kommerziell zu machen - mit standardisierter Dosierung, Etiketten und Zertifizierungen. Aber die traditionellen Hersteller lehnen das ab. Sie sagen: „Wenn es verpackt wird, verliert es seine Seele.“
Weltweit wächst das Interesse. In Kanada und den USA gibt es erste Versuche, ähnliche Produkte zu entwickeln - aber sie sind teuer, legal kompliziert und oft nicht authentisch. Der echte Cannabis-Wein bleibt ein Geheimnis der ländlichen Regionen Mexikos. Ein Getränk, das nicht verkauft wird - sondern übergeben wird.
Vielleicht ist das der wahre Grund, warum es das stärkste mexikanische Getränk ist: Nicht weil es viel THC hat. Sondern weil es eine Verbindung zu einer Kultur ist, die lange Zeit versteckt blieb - und jetzt langsam wieder sichtbar wird.