Wie viel Alkohol ist in einem Shot Absinth?

Ein Shot Absinth lockt mit seinem mystischen Ruf - grün, bitter, angeblich hallucinogen. Doch was steckt wirklich in diesem Getränk? Die meisten Leute denken, Absinth sei eine Art Drogenlikör, der durch den Wermut hochgiftig ist. Das ist ein Mythos. Die wahre Wirkung von Absinth liegt nicht in chemischen Wundern, sondern in einem einfachen Faktor: dem Alkoholgehalt.

Wie stark ist Absinth wirklich?

Ein typischer Shot Absinth, also 30 Milliliter, enthält zwischen 45 und 74 Prozent Alkohol. Das bedeutet: In einem einzigen Shot sind zwischen 13,5 und 22,2 Milliliter reinen Alkohols enthalten. Vergleich: Ein Standard-Drink Bier (330 ml, 5 %) hat etwa 16,5 ml Alkohol. Ein Shot Absinth kann also mehr Alkohol enthalten als ein ganzes Bier - und das in einem Bruchteil der Menge.

Die genaue Stärke hängt vom Hersteller ab. Traditionelle Schweizer oder französische Absinthen liegen oft bei 68-72 % Vol. Moderne Versionen, besonders aus den USA oder Osteuropa, können leicht schwächer sein, aber selten unter 45 % fallen. Der Gesetzgeber in der EU schreibt einen Mindestalkoholgehalt von 45 % vor, in den USA liegt die Untergrenze bei 40 %.

Warum ist Absinth so stark?

Die hohe Alkoholkonzentration hat einen praktischen Grund: Absinth wird nicht wie Gin oder Wodka destilliert, um einen neutralen Geschmack zu erreichen. Er ist ein Kräuterlikör, der aus Wermut, Anis, Fenchel und oft 10-15 weiteren Pflanzen hergestellt wird. Diese Aromen sind fettlöslich und lösen sich nur gut in hohem Alkohol. Ohne 60 %+ Alkohol würde der Absinth nach der Destillation geschmacklos sein - wie Wasser mit ein paar Kräutern darin.

Früher, im 19. Jahrhundert, wurde Absinth oft mit noch höheren Alkoholgehalten von bis zu 90 % verkauft. Heute ist das nicht mehr üblich. Die heutigen Rezepte sind präziser, und die Alkoholstärke ist auf ein Niveau reduziert, das den Geschmack bewahrt, ohne unkontrollierbare Risiken zu bergen.

Der Mythos des Thujons

Manche denken, die besondere Wirkung von Absinth komme von Thujon - einer Substanz im Wermut. Das ist falsch. Thujon ist in Absinth nur in winzigen Mengen enthalten: maximal 35 Milligramm pro Liter in der EU, oft weniger als 10 mg/l. Zum Vergleich: Eine Tasse Salbei-Tee enthält bis zu 200 mg Thujon. Du müsstest mehr als zwei Liter Absinth trinken, um eine giftige Dosis Thujon aufzunehmen. Und das, bevor du überhaupt die Wirkung des Alkohols spürst.

Die historische Verurteilung von Absinth in den 1900er Jahren basierte auf Fehlinformationen. Wissenschaftler der Universität Bern haben 2008 nachgewiesen, dass die damaligen Berichte über Absinth-Vergiftungen fast immer auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen waren - nicht auf Thujon. Der Mythos der Halluzinationen entstand durch Angst, Propaganda und die Verwechslung mit anderen starken Getränken.

Das Absinth-Ritual: Wasser tropft in ein milchig-grünes Getränk, umgeben von Kräutern.

Wie trinkt man Absinth richtig?

Ein Shot Absinth allein zu trinken ist keine gute Idee. Der hohe Alkoholgehalt macht ihn zu einem Getränk, das man langsam genießt - nicht herunterschlingt. Die traditionelle Methode ist die Absinth-Ritual:

  1. Fülle ein Glas mit 30 ml Absinth.
  2. Lege einen speziellen Absinthlöffel mit einer Zuckerwürfel darauf.
  3. Gieße langsam eisgekühltes Wasser über den Zucker, bis das Getränk milchig wird (meist im Verhältnis 3:1 oder 5:1 Wasser zu Absinth).
  4. Warte, bis sich der Zucker aufgelöst hat - dann trinkst du es langsam.

Durch das Wasser wird der Alkohol verdünnt - auf etwa 20-25 % Vol. Das macht es trinkbar, ohne die Aromen zu verlieren. Der Effekt ist nicht „high“, sondern ein sanfter, klaren Kopf - mit einem intensiven Kräuteraroma, das nach Anis und Wermut schmeckt.

Was passiert, wenn du einen Shot pur trinkst?

Wenn du einen Shot Absinth pur trinkst - ohne Wasser, ohne Eis, ohne Zucker - wirst du das spüren. Der Alkohol brennt in der Kehle, die Kräuter schmecken bitter und metallisch, und dein Körper reagiert schnell: Herzrasen, Übelkeit, Kopfschmerzen. Das ist nicht „psychedelisch“, das ist eine akute Alkoholvergiftung in Miniaturform.

Einige Leute probieren es aus, um den „echten“ Geschmack zu erleben. Aber das ist wie einen reinen Essigtrunk zu trinken - es hat nichts mit Genuss zu tun. Es ist eine Herausforderung, kein Ritual. Und es ist gefährlich: Ein Shot pur kann deine Blutalkoholkonzentration in Minuten auf 0,2 % bringen - das ist mehr als doppelt so hoch wie die Grenze für Fahruntüchtigkeit in Österreich.

Zwei Gläser Absinth: eines rein und intensiv, das andere verdünnt – Kontrast von Gefahr und Ritual.

Wie viel Absinth ist sicher?

Wenn du Absinth trinkst, gehst du wie mit jedem starken Alkohol um: mit Respekt. Ein Shot pro Tag, verdünnt mit Wasser, ist für die meisten Erwachsenen unbedenklich - vorausgesetzt, du hast keine Leberprobleme, nimmst keine Medikamente, und trinkst nicht mit anderen starken Getränken.

Die WHO empfiehlt für Männer maximal 20 Gramm reinen Alkohol pro Tag, für Frauen 10 Gramm. Ein Shot Absinth mit 60 % Vol. enthält etwa 18 Gramm Alkohol. Das bedeutet: Ein einziger Shot bringt dich fast an deine tägliche Grenze. Ein zweiter Shot macht dich betrunken - und das nicht durch Thujon, sondern durch puren Alkohol.

Was ist mit „Absinth in der Küche“?

Manche verwenden Absinth zum Kochen - etwa in Saucen, Desserts oder für Flambé. Hierbei verdunstet der größte Teil des Alkohols bei längerem Erhitzen. Eine Sauce mit einem Schuss Absinth, die 15 Minuten gekocht hat, enthält nur noch 5-10 % des ursprünglichen Alkohols. Das ist sicher für Kinder und Schwangere - solange es nicht als Hauptzutat verwendet wird.

Wenn du Absinth zum Kochen verwendest, wähle eine günstigere Sorte. Die teuren, handgefertigten Absinthe verlieren ihren feinen Geschmack beim Erhitzen. Für die Küche reicht ein guter, alkoholstarker Absinth aus dem Supermarkt - er muss nicht aus der Schweiz stammen.

Was ist mit Absinth heute?

Seit 2005 ist Absinth in der EU wieder legal - nachdem die EU-Kommission klare Grenzwerte für Thujon festlegte. Heute gibt es hunderte Marken: von traditionellen Schweizer Destillaten bis zu modernen Experimenten mit Lavendel, Zitronenmelisse oder Koriander. Einige sind teuer - bis zu 100 Euro pro Flasche. Andere kosten 15 Euro und schmecken trotzdem hervorragend.

Der Trend geht zurück zu Authentizität: Destillate ohne künstliche Farbstoffe, ohne Zuckerzusatz, ohne „Absinth-Flavor“. Die echten Hersteller verwenden nur natürliche Kräuter, destillieren in Kupferkesseln und lassen den Absinth reifen - nicht für Monate, sondern für Jahre.

Wenn du einen Absinth kaufst, schau auf die Flasche: Steht „distilled“ oder „authentic absinthe“ drauf? Dann ist es ein echter Kräuterlikör. Wenn es „Absinth-flavored“ heißt, ist es nur ein Alkoholgetränk mit Aroma - und meistens nicht besonders gut.